Lebensversicherung oder private Rentenversicherung sinnvoll?

Ist eine private Rentenversicherung bzw. eine Kapitallebensversicherung sinnvoll oder nicht? Diese Frage beschäftigt viele Deutsche. Vor allem auch deshalb, weil diese Finanzprodukte in den letzten Jahren öfters in der Kritik standen.

Aus diesem Grund habe ich mich mal mit dieser Thematik ausgiebig befasst und bin bei meiner Online-Recherche unter anderem folgenden Fragen auf den Grund gegangen:

Was sagen Experten bzw. erfahrene Privatanleger zu Kapitallebens- und Rentenversicherungen? Warum halten Viele davon diese für nicht notwendig bzw. raten sogar meist ab? Für wen ist diese Versicherungsart am ehesten geeignet? Worauf sollte man achten wenn man sich dafür interessiert? Sollte man laut Finanzexperten besser kündigen wenn man so eine Versicherung bereits abgeschlossen hat?

Die in meinen Augen wichtigsten und interessantesten Infos habe ich in Stichpunkten aufgelistet (Lese-Tipps: Was ist eine Lebensversicherung? und Was ist eine private Rentenversicherung?).

Braucht man eine Lebensversicherung oder private Rentenversicherung? Sinnvoll oder nicht?

  • Grundsätzlich raten zahlreiche Finanzprofis von der privaten Rentenversicherung und Kapitallebensversicherung ab. Vor allem wegen der hohen Kosten, die zu Beginn und auch während der Laufzeit anfallen. Denn was oft verschwiegen wird bzw. erst im Kleingedruckten offenbart wird: Ein Großteil der Abschluss- und Verwaltungskosten fällt meistens in den ersten Jahren an. Und weil die Beiträge in dieser Zeit vor allem für Kosten drauf gehen, wird kaum Geld tatsächlich angespart. Dieses Verfahren nennt sich in der Fachsprache „Zillmerung“. Auch im Allgemeinen kritisieren viele Experten undurchschaubare Gebührenstrukturen, die sogar Profis oft kaum verstehen. Dadurch sitzt man bei Kündigung oft auf einen geringen Rückkaufswert bzw. auf mehr oder weniger hohen Verlusten (zum Beispiel kann eventuell die Hälfte des bisher angesparten Gesamtbetrages weg sein).
  • Diese Versicherungsfinanzprodukte sind allen voran für Finanzfaule bzw. Leute geeignet, die überhaupt keine Ahnung von Finanzen haben und trotzdem auf diesem Weg einen Altersvorsorgeplan auf die Beine stellen möchten. Diejenigen müssen dann aber höhere Kosten in Kauf nehmen. Wer dagegen mehr Ahnung von Geldanlagen hat, der findet auf dem Finanzmarkt sinnvollere und vor allem kostengünstigere Investmentmöglichkeiten zur Altersvorsorge (zum Beispiel ein Wertpapier-Sparplan).
  • Eine positive Eigenschaft dieser Policen ist sicherlich für Einige der „Sparzwang“, der einem durch so einen Vertrag quasi auferlegt wird. Schließlich muss man regelmäßig Beiträge zahlen. An das Geld auf einem normalen Sparkonto kommt man dagegen leichter ran. Durch diesen einfacheren Zugang ist es für so manchen sicherlich verlockender, das angesparte Geld auszugeben.
  • Klassische Kapitallebensversicherungen und private Rentenversicherungen, die einen Garantiezins haben, sind normalerweise eine sichere Sache. Durch die versprochenen Garantieleistungen kann man sicher sein, wie viel Geld man am Ende mindestens ausbezahlt bekommt (plus eventueller Überschüsse). Achtung vor riskanteren Ablegern: Fondsgebundene Lebens- oder Rentenversicherungen haben keinen Garantiezins. Hier kann es bei negativem Verlauf unterm Strich auch zu einem Verlust kommen.
  • Viele Anleger stürzen sich blauäugig in so einen Vertrag und verstehen nicht genau, was sie da abschließen. Seitenlange und außerdem meist schwer zu verstehende Vertragssprache tragen ihren Teil dazu bei. Auch wenn in den letzten Jahren im Zuge der Finanzkrise das ein oder andere getan wurde, um dem entgegenzuwirken, gibt es immer noch einiges, das laut Experten verbessert werden sollte. Letztendlich muss man aber sagen, dass jeder selbst dafür verantwortlich ist, was er unterschreibt. Niemand wird dazu gezwungen, einen Versicherungsvertrag zu unterzeichnen. Wenn man es unterlässt, sich selbst ausreichend zu informieren, dann ist das in gewisser Weise auch die eigene Schuld. Aber aus Fehlern lernt man ja bzw. sollte man zumindest ;-)
  • Vielen ist nicht bewusst, dass die tollen Überschuss-Renditeprognosen nicht selten ziemlich unrealistisch sind (was wirklich zählt, sind die garantierten Leistungen eines Vertrages). Einige schließen sogar unbewusst (!) riskante Rentenversicherungen oder Lebensversicherungen ab, die gar keine Garantieleistungen enthalten (das sind etwa die bereits erwähnten fondsgebundenen Lebensversicherungen).
  • Wenn man sich für so eine Altersvorsorgeversicherung interessiert, sollte man sich am besten von einem Berater auf Honorarbasis beraten lassen (dieser ist in der Regel unabhängig und nicht so sehr auf Provisionen aus). Ganz wichtig ist es jedenfalls, die Vertragsbedingungen zu lesen und zumindest die entscheidenden Punkte zu verstehen. Bei Unklarheiten den Berater mit Fragen löchern. Ein guter Berater berücksichtigt auch die eigene aktuelle Lebenssituation: Wo steht man gerade, etwa beruflich und finanziell, im Leben? Welche Ziele hat man?… und so weiter.
  • Von Kombiverträgen raten viele Experten ab (das sind beispielsweise zusätzlich zur Hauptversicherung integrierte Zusatzversicherungen wie etwa zur Berufsunfähigkeit). Dadurch ist man unflexibler und es macht die Verträge noch komplizierter.
  • Um das bestmögliche Ergebnis aus einer Kapitallebensversicherung rauszuholen, sollte man nicht vorzeitig kündigen (sonst entstehen wie gesagt finanzielle Nachteile). Aber Folgendes gibt zu denken: Da eine Privatrentenversicherung oder kapitalbildende Lebensversicherung in der Regel auf mehrere Jahrzehnte ausgelegt ist, die finanzielle Situation sich aber im Laufe der Zeit ändert, halten viele Vertragsinhaber nicht durch und müssen oder wollen vorzeitig kündigen. Laut Verbraucherschützer liegt die Quote bei circa 80%!
  • Sollte man schon eine Kapitallebensversicherung haben: Ob eine Kündigung, Beitragsfreistellung oder Fortführung einer Rentenversicherung oder Lebensversicherung sinnvoll ist, hängt von den jeweiligen Vertragsbedingungen (Verwaltungskostenhöhe, bisherige Einzahlungsdauer etc.) und von der eigenen Lebenssituation ab (brauche ich das Geld? Habe ich inzwischen mehr Finanzwissen angeeignet und will daher meine Altersvorsorge selbst in die Hand nehmen? Etc.). Man sollte das Ganze aber sehr genau und in Ruhe prüfen bevor man eine Entscheidung trifft.
  • Achtung bei Kündigungen: Einige Policen scheinen sich laut diverser Kundenaussagen anscheinend nicht an so manche Urteile des Bundesgerichtshofs zu halten, durch die in den letzten Jahren die Rechte von Versicherungsnehmern gestärkt wurden (etwa zur Unzulässigkeit des Stornoabzugs). Dadurch kann dann der Rückkaufswert geringer ausfallen als er eigentlich dürfte. Es ist in der Folge oft mit einem mehr oder weniger großen Aufwand verbunden, seine Rechte durchzusetzen.

Fazit:

Ob eine Kapitallebensversicherung bzw. eine private Rentenversicherung für einen sinnvoll oder sinnlos ist, muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist aber, dass zahlreiche Experten davon abraten. In erster Linie deshalb, weil ein Abschluss meist mit hohen Kosten verbunden ist und dadurch die Renditechancen stark eingeschränkt werden.

Es gibt andere interessante Möglichkeiten zur Altersvorsorge, wo keine solchen hohen Kosten im Spiel sind. Um hier erfolgreich zu sein ist es aber sinnvoll, sich zumindest ein gewisses Maß an Finanzwissen anzueignen.

Wer das nicht will (obwohl es gar nicht so schwer ist), für den ist der Abschluss einer passenden Lebens- oder Rentenversicherung durchaus eine Überlegung wert, um dadurch für eine Altersvorsorge auf die Beine zu stellen.

Und gerade in Deutschland scheint es leider viele Leute zu geben, die mit dem Thema Kapitalanlage so gut wie gar nichts am Hut haben (wollen). Sonst würde es nicht so viele Lebensversicherungsverträge bzw. so wenige Aktionäre geben: Laut des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (kurz: GDV) waren es in 2012 zum Beispiel 39 Millionen abgeschlossene private Rentenversicherungsverträge.

Tipp: Über diesen Rechner kann man übrigens Lebensversicherungsangebote schnell und easy vergleichen* (Hinweis: Ich trete nicht als Versicherungsvermittler auf, sondern das Portal finanzen.de)

Mehr Infos und Tipps zum Thema „Versicherungen“ findet man hier in meinem Versicherungsratgeber.

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